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Be part of the art

Christian Roth

Fotograf aus Gießen

Der Fotograf Christian Roth lebt in Gießen und stellt, wenn er nicht gerade fotografiert, Skateboards her.

Christian ist Vater von zwei Söhnen und fotografiert, seit er mit 15 Jahren die Ausrüstung seines Großvaters geerbt hat. Wie er übers Skateboarden zur Kunst fand und warum er heute noch analog fotografiert, erzählt er im Interview.

 
„Ich bin in der Dunkelkammer groß geworden.“

Videoporträt

Impressionen

 

Alle Fotografien von Sigrun Strangmann, www.sigrunstrangmann.com

Interview

Christian, wann ist der Wunsch entstanden, Fotograf zu werden?

Ich glaube nicht, dass ich jemals den Wunsch hatte, Fotograf zu werden, das ist einfach so passiert. Als ich 15 Jahre alt war, ist mein Opa verstorben und ich habe seine Kameraausrüstung geerbt. Ich habe mich dann mit einem Freund aus der Schule zusammengetan, der sich damit etwas besser auskannte als ich. Er hat mir gezeigt, wie es geht. Ich bin damals schon gerne Skateboard gefahren und es gab einige coole Skateboard-Fotografen, die spannende Bilder gemacht haben. Das fand ich toll. Denen wollte ich nacheifern.

Und wie entwickelte sich dein Hobby zum Beruf?

Ich habe mir als Motive immer meine Freunde beim Skateboardfahren gesucht. Es war damals Mitte der 80er und ich habe ein kleines kopiertes Fanzine mit meinen Bildern gemacht. Nach und nach habe ich mich weiterentwickelt und angefangen, Leute zu porträtieren. Dann habe ich bei einem Freund meiner Eltern eine Ausbildung gemacht. Er war Werbefotograf, was natürlich nicht die Art von Fotografie war, die ich machen wollte, aber ich habe so das Handwerk gelernt. Als ich mit der Ausbildung fertig war, hab ich mit einem befreundeten Grafiker eine kleine Werbeagentur gegründet. Wir haben viel für Plattenlabels fotografiert und gestaltet. Ein paar Jahre habe ich dann auch als Musikvideo-Regisseur gearbeitet. 2000 habe ich mit einem Bekannten die Skateboardfirma Mob gegründet. Da bin ich bis heute verantwortlich für alles Grafische und Fotos.

Inwiefern spielte Kunst eine Rolle in deiner Familie?

Bei meinen Eltern eigentlich überhaupt nicht. Meine Mutter war ein wenig kreativ, sie hat gestrickt (lacht) und getöpfert. Mein Opa war zwar wie mein Vater beim Finanzamt, aber er war sehr kreativ und begabt. Er konnte gut zeichnen und gut fotografieren. Ich habe durch ihn recht früh gemerkt, dass Bilder mich irgendwie beeindrucken und meine Fantasie beflügeln.

Meine erste wirkliche Auseinandersetzung mit Kunst kam durch das Skateboardfahren und die Grafiken, die auf den Brettern waren. Das waren jetzt nicht wirklich Künstler, sondern eher Leute, die einfach gut zeichnen konnten oder auch Leute, die das eigentlich gar nicht konnten, aber trotzdem gemacht haben. Das fand ich immer so das Tolle an der Skateboardszene Mitte der 80er. Es gab einfach keine Regeln. Es gab Leute, die es konnten, und Leute, die es nicht konnten, aber es stand in keiner Konkurrenz. Später kam dann so ein bisschen der Blick über den Tellerrand. Aber ich bin trotzdem sehr in dieser Szene mit Skateboard, Streetart, Off-Kunst, also so ein bisschen neben dem Mainstream. Das gefällt mir eigentlich am besten.

Kannst du deine Fotos mit nur drei Worten beschreiben?

Also ich kann manche Fotos als absurd bezeichnen. Ich glaube, bei vielen meiner Fotos hat man das Gefühl, dass da eine Geschichte dahintersteckt. Und man versucht dann als Betrachter, sich eine Geschichte zusammenzusetzen, ohne dass man weiß, wie das Foto entstanden ist. Also, nee, ich kann es nicht in drei Worten beschreiben. (lacht)

Was gibt dir die Fotografie?

Ich bin ein sehr visueller Mensch und ich betrachte meine Umwelt eigentlich auch immer in Bildern. Wenn sich ein Foto ergibt, dann sehe ich das. Mein erster Impuls ist dann immer „Das muss ich fotografieren!“. Wenn man jetzt die ganze Geschichte kennen würde, dann wäre das Foto nicht mehr so besonders. Eben dadurch, dass man einen Moment aus dem Zusammenhang reißt, hat man die Möglichkeit, diese Geschichte auch ganz anders zu erzählen oder für Interpretation zu sorgen. Also wenn sich mein Sohn beim Faschingsumzug einen Karton auf den Kopf setzt und dann da steht und sagt „Guck mal, Papa“ und hinter ihm fährt die Kehrmaschine vorbei und ich mache ein Foto davon, dann ist das ein total absurdes Bild. Aber wenn man die ganze Geschichte kennt, so was machen Kinder halt …

Hast du in der Fotografie Vorbilder?

Einer meiner großen Helden war natürlich Anton Corbijn, der ja in den späten 80ern, frühen 90ern so revolutionär war. Er war der Erste, von dem ich dieses Crossdeveloping kannte. Der hat seine Filme so entwickelt, dass die Farben so krass waren. Harold Sturt, das war ein Skateboard-Fotograf, der aber auch da so bestimmte Dinge revolutioniert hat. Der hat als Erstes mit Slave Units und Slave-Blitzen angefangen, also hat die Blitze irgendwo hingestellt und über Funk gesteuert. Damit hat er Skateboarder fotografiert. Heute ist das gang und gäbe, aber er war auch einer, der mit einer Flachbildkamera Skateboardfahren fotografiert hat, was ja eigentlich total absurd ist. Er hat tolle Fotos gemacht. Spike Jones war ein tolles Vorbild, aber da mehr auch die Persönlichkeit und die Vielseitigkeit, aber ich fand, der hat auch immer gute Fotos gemacht.

Du hattest schon einige Promis vor der Linse, zum Beispiel …?

Angefangen hat es mit Fettes Brot, Tobi und Bo und diesen ganzen Hamburger Rappern. Franka Potente habe ich lange Zeit fotografiert. Dann hat mich ein Bekannter, der ein Buch über Fußballprofis gemacht hat, gefragt, ob ich die Fotos machen will, weil er sich wohl dachte, dass ich das nicht so mache, wie es ein Sportfotograf machen würde. James Last (lacht) habe ich auch fotografiert.

Viele deiner Fotos sind analog fotografiert. Benutzt du auch heute noch eine analoge Kamera?

Ja, auch heute noch. Ich habe es eben analog gelernt, bin sozusagen in der Dunkelkammer groß geworden und irgendwie ist das einfach so in mir drin. Also ‘n richtiges Foto, bei dem ich weiß, das hat einen gewissen Wert für mich, das fotografiere ich auf Film. Auch weil ich diese Spannung schätze, dass man eben nicht weiß, ob das Bild etwas geworden ist oder nicht. Das können sich die meisten Leute heute ja gar nicht mehr vorstellen, wie es ist, das Bild nicht sofort zu sehen oder manchmal einfach eine Woche zu warten. Gut, wenn es schwarz-weiß war und man es selbst entwickeln konnte, ist man natürlich sofort in die Dunkelkammer gerannt und hat den Film entwickelt. Ich habe auch immer gerne Experimente gemacht in der Dunkelkammer, zwischendurch das Licht angemacht oder vorher den Film zerkratzt und dann fotografiert. Und dann den zerkratzten Film entwickelt. Oder ich habe etwas auf den Film gemalt, als ich ihn in die Kamera gelegt habe. Dabei entstehen viele Dinge, die man sich so gar nicht ausdenken kann, die du dir auch nicht unbedingt am Computer ausdenken kannst.

Dein liebstes Fotomotiv?

Mein liebstes Fotomotiv … Ich fotografiere gerne meine beiden Kinder. Also nicht diese süßen Bilder auf der Wiese. Ich finde es gerade interessant zu sehen, wie Kinder mit bestimmten Dingen umgehen. Kinder sind so oft in absurden Situationen, da denkt man „oha, das muss ich jetzt unbedingt fotografieren“, wenn die ihre ganzen komischen Action-Figuren aufbauen oder sich irgendwas selber basteln und bauen oder irgendwelchen Quatsch machen.

Erzähl mir von deinem Fotomotiv Klaus:

Klaus, ja, das war zu meiner Zeit als Zivildienstleistender, da habe ich bei meiner Oma gewohnt. Meine Tante hatte Down-Syndrom, ich war also ein bisschen daran gewöhnt, auch mit behinderten Menschen zusammen zu sein und ich fand das auch immer total faszinierend. Deren Welt, die fand ich total cool. Meine Tante hat auch immer fotografiert. Die hatte immer eine Kamera mit eingebautem Blitz und einfach nur draufgedrückt. Sie hat entweder immer nur die Füße oder den Kopf mit ganz viel oben fotografiert, aber das war so ihr Stil. Das war ihr auch egal. Dann wurden alle Bilder entwickelt und dann hatte sie hunderttausend Alben mit den absurdesten Bildern, weil das nie Fotomomente waren. Meinen Zivildienst habe ich in einem Behindertenheim gemacht, da war dann natürlich auch jeder so ein totaler Charakter. Ich beobachte gern, und da habe ich auch echt viel fotografiert. Klaus war einer, der den ganzen Tag mit so einem Knobelbecher gewürfelt hat.

Was war das Verrückteste, das du gemacht hast, um ein gutes Foto zu schießen?

Eine Situation fällt mir ein mit meiner Exfrau, es war irgendetwas und sie hat Rotz und Wasser geheult, also keine Situation, wo man einen Fotoapparat rausholt und sagt, dass ich jetzt ein Bild mache. Aber sie hat sich dann das Gesicht abgetupft und weil sie frisch geschminkt war, waren auf diesem Zewa dann nur die Abdrücke von den Wimpern. Ich hab dann gesagt, es tut mir leid, aber ich muss das fotografieren. Das ist natürlich nicht so gut angekommen, aber das war dann eben was, das ich fotografieren musste, weil es mir ins Gesicht gesprungen ist.

Du hast mit Dave the Chimp eine Ausstellung zusammen gemacht. Sind weitere Zusammenarbeiten geplant?

Ja, mit Dave habe ich schon die zweite Ausstellung gemacht. Wir kennen uns ja schon wirklich lange, sind uns von der Art auch sehr ähnlich, obwohl er eher zeichnet, malt und sprüht. Ich könnte mir das auf jeden Fall vorstellen, auch mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten, denn die Leute, die ich kenne, die kommen eh aus dieser Skateboard-Szene. Sowieso eine Szene, die sehr kollaborativ arbeitet, und man hat da dann eh nicht so die Berührungsängste. Da steht dann meistens auch nicht so das Konzept dahinter, sondern man sagt, „Ey, wir verstehen uns, lass doch mal was zusammen machen“.

Skateboard-Hersteller, Fotograf, Vorsitzender der SkateLounge Gießen und du schreibst auch noch als freier Autor für Skater-Magazine. Was machst du noch alles?

Ich mache alles, was mir irgendwie Spaß macht und mit einem persönlichen Ausdruck zu tun hat. Das Schreiben hat mich auch immer fasziniert, weil das auch eine Kunstform ist, die die Vorstellungskraft beflügelt. Auch wenn ich mir ein Bild angucke, dann ist mir schon wichtig, dass mich das inspiriert, dass mich das Bild mit auf eine Reise nimmt, ein Buch ist ja genauso. So ist es auch mit den bewegten Bildern. Es ist einfach beeindruckend, was man im Film mit Bildern oder Musik für Gefühle auslösen kann. Ich kann vieles bildhaft ausschmücken, das macht mir großen Spaß, weil ich es so noch mal erlebe. Manchmal übertreibt man dann auch etwas. Wenn ich über meine Kindheit schreibe, sagt meine Mutter immer: „Das war aber nicht so.“ In meinem Kopf schon (lacht).

Wenn du dich entscheiden müsstest: Fotoapparat oder Skateboard. Wofür würdest du dich entscheiden?

Das ist schwer. Irgendwann ist man vielleicht zu alt, um auf 'nem Skateboard zu stehen, und den Auslöser könnte man immer drücken. Ich würde mich für den Fotoapparat entscheiden.

Wieso möchtest du Teil des ARTvergnuegens werden?

Weil ich die Idee dahinter gut finde, es ist was Neues. Es ist etwas, das noch fehlt. Ich hatte bisher ja keine wirkliche Repräsentanz. Ich finde es gut, Menschen, die sonst vielleicht eher Berührungsangst mit Kunst hatten, an die Hand zu nehmen und zu zeigen, dass die Künstler ganz normale Menschen sind, die mittels eines bestimmten Mediums ihren Gefühlen Ausdruck verleihen. Ich glaube, ARTvergnuegen ist auch eine gute Plattform, bestimmte Künstler zusammenzuführen. Ich bin sehr gespannt.

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