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Be part of the art

Martin Gerstenberger

Künstler aus Landshut

Der Künstler aus Landshut ist über Graffiti und Street Art zum Malen auf Leinwand und Holz gekommen. Für seine farbenfrohen Werke lässt er sich von Songtiteln, Textzeilen, Mythen, Fabeln oder Klassikern aus der Kunstgeschichte inspirieren. Wir sprachen mit Martin über das Faszinierende am Malen auf der Straße, seine Arbeitstechniken und sein Lieblingsmaterial Holz.

 
„Ich habe für mich die sperrige Nische der Neo-Urban-Pop-Folk-Art entworfen.“

Impressionen

 

Alle Fotografien von Miu Reck, www.miureck.com

Interview

Martin, deine Kunst ist stark von der Street Art beeinflusst. Wann war dein erster Kontakt mit der Street Art und was fasziniert dich so daran, dass es sich letztendlich in deinen Werken widerspiegelt?

Letztendlich bin ich über Graffiti/Street Art im Teenageralter zum Malen auf Leinwand und Holz gekommen. Somit bin ich selbst in beiden Bereichen aktiv und übertrage einfach das Motiv auf den einen oder anderen Objektträger, mal Leinwand, mal Mauer, und nutze die entsprechenden Stilmittel. Faszinierend am Malen auf der Straße bzw. in der Öffentlichkeit ist prinzipiell ohne ökonomische Hintergedanken der unmittelbaren Umgebung ein Bild zu schenken und Einfluss auf die Gestalt der Nachbarschaft zu nehmen.

Erzähle uns ein bisschen von deinem Werdegang. Wie bist du zur Kunst gekommen?

Eigentlich hatte ich Formen und Farbe schon als Kind lieber als Bälle und Spielekonsolen und kann mich daher auch an kein direktes Erweckungserlebnis erinnern. Mit den ersten beruflichen Wunschvorstellungen konkretisierte sich dann, dass kreatives Arbeiten auch hier eine wichtige Rolle spielen sollte. Entsprechend übte ich mich dann konsequent im Zeichnen von Comics. Durch die Jahre des reinen Graffiti-Writings war dann allerdings klar, dass es wohl doch eher ein Grafik-Design Studium werden wird und ich habe das auch zwei Semester studiert, bevor ich den Umgang mit Computern so nervtötend empfand, dass ich mich komplett umorientierte und den Bruch zwischen Beruf und bildender Kunst einläutete. So teilte sich mein Leben ab da in den rein beruflichen Teil, der deswegen nicht zwingend unkreativ ist, und mein Alter Ego, das Künstler sein darf.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Damit hadere ich selbst immer noch und habe mal die sperrige Nische der Neo-Urban-Pop-Folk-Art für mich entworfen.

Woher kommt die Inspiration für deine Bilder und Objekte/Skulpturen?

Das ist sehr unterschiedlich und wird von mir auch nicht immer aktiv beeinflusst; mal höre ich zufällig ein Lied, und der Titel oder Textzeilen gefallen mir so gut, dass ich dazu etwas entwickle, dann lasse ich mich auch durch Mythen, Fabeln, Geschichten im Allgemeinen inspirieren. Und hin und wieder greife ich dann schon mal auf manche Klassiker der Kunstgeschichte zurück.

Hast du künstlerische Vorbilder, die deine Arbeit beeinflussen?

Bei einzelnen Vorbildern wird es immer schwierig zu entscheiden, wen man denn nun nennen soll, daher spreche ich lieber mal grundsätzlich von der Outsider-Kunst und Art-Brut-Bewegung sowie der weltweiten Volkskunst unterschiedlicher Epochen. Als Einzelkandidat, auch wenn er nicht den obigen Gruppen zugeordnet werden kann, nenne ich nur Martin Kippenberger, einerseits weil er fast namensverwandt mit mir ist und anderseits, weil ich den Witz und die zynische Haltung, die er in die Kunst gebracht hat, sehr schätze und teilweise versuche, diese in mein Werk aufzunehmen.

Wie kann ich mir deinen Arbeitsprozess vorstellen? Welche Techniken nutzt du und wie ist deine Herangehensweise?

Wahrscheinlich weil ich sonst im Leben sehr pedantisch bin, gehe ich meist unstrukturiert, spontan und für den Außenstehenden wohl willkürlich an die künstlerische Arbeit. Das soll heißen, ich entdecke durch ein Lied, eine Geschichte etc. ein Motiv, das ich umsetzen möchte, sehe dann im Atelier nach, ob gerade genug Material für eine Skulptur da ist, wenn nicht, hole ich eine Leinwand und versuche da etwas daraus zu machen. Ist es Sommer und das Wetter gut, gehe ich vielleicht auch einfach raus und male eine Wand an. Um somit sehr flexibel zu sein, habe ich entsprechend angefangen, mir immer mehr Techniken anzueignen, also vom reinen Farbgebrauch hin zur Skulptur aus Holzelementen und zum Arbeiten mit Formmassen. In Kombination mit dem Einsatz verschiedener Techniken lasse ich auch immer wieder verschiedene Stilelemente in meine Bilder und Skulpturen einfließen, sodass sie teils einen collage-artigen Aufbau bekommen und der Stil immer wieder leicht variiert.

Hast du ein übergreifendes Thema für deine Werke?

Würde ich mich an einem einzigen Thema abarbeiten, würde mich das doch sehr schnell langweilen, somit springe ich von einem zum nächsten. Oft bestimmen metaphysische Themen oder Aspekte mein Werk, das wollte ich so beibehalten, gerade um eine gewisse Nähe zu Arbeiten der Outsider-Kunst herzustellen. Zugleich wird es umso spannender, die urtümlichsten Themen der Menschheitsgeschichte vor dem Hintergrund einer sich immer weiter technisierenden Welt neu zu interpretieren.

Was ist dein liebstes Arbeitsmaterial?

Das schwankt sehr stark und eigentlich könnte ich mir vorstellen, mit jeglichem Material zu arbeiten; tendenziell gefällt mir Holz schon sehr gut, insbesondere wenn es gebraucht ist und die alten Spuren seines früheren Zustandes trägt. Mit Holz kann man sehr intuitiv und spielerisch wie ein Kind arbeiten, ja, Holz gefällt mir doch sehr.

Wie hat sich denn deine Kunst entwickelt, seit du angefangen hast?

Neben dem Spiel mit Buchstaben des Graffiti-Writing begann ich so um 2001 herum mehr figürliche Arbeiten, eigentlich noch zu einer Zeit, als kaum jemand groß von Street Art gesprochen hat, aber bereits deutlich wurde, dass Figuren mehr Platz im öffentlichen Raum einnehmen werden. Anschließend entstanden während meines Kommunikationsdesign-Studiums Ansätze, grafischer zu arbeiten. Durch den Studienabbruch spürte ich eine gewisse neue Freiheit, die sich auch visuell zeigte, indem ich sehr viel mit allen möglichen Stilen experimentierte, mal realistisch, dann expressiv malte, zugleich Fimo als einfach handzuhabende Formmasse entdeckte und die ersten kleinen Skulpturen formte. Irgendwann hatte ich dann vor 3 Jahren Lust, mich verstärkt auf eine Stilrichtung einzulassen und begann das, was ich als Neo-Urban-Pop-Folk-Art bezeichnet habe. Es kommt jedoch noch immer vor, dass sich auch andere Stile in einzelnen Werken durchsetzen, das sehe ich jedoch gelassen und es entspricht ja auch meinem Kunstverständnis von absoluter visueller Freiheit und Authentizität.

Machst du deine Kunst nur für dich selbst oder für ein Publikum, dem du eine Message senden willst?

Das ist ambivalent, weil ich eigentlich sagen würde, ich mache die Kunst in erster Linie für mich selbst, quasi als Katharsis; dann male ich aber zugleich in der Öffentlichkeit und zeige Werke in Ausstellungen bzw. im Internet, will also schon, dass die Werke rauskommen, sprich zur Kenntnis genommen werden sollen. Ich will mit ihnen aber keine einzelnen politischen Botschaften und Verbesserungsvorschläge für die Welt transportieren, eher sollen sie insgesamt zeigen, dass es Menschen gibt, die sich nach wie vor mit Farbe und anderem Material auseinandersetzen, um individuelle Sichtweisen auf Motive, Themen, die Welt an und für sich abzubilden. Wenn man so will, wäre dann die übergeordnete Botschaft ein Appell für das Festhalten an traditionellen Kulturhaltungen, die nicht durch normierten Technikkonsum abgelöst werden sollen. Ich könnte mich daher als visuellen Archivar bezeichnen, der zumindest vorläufig noch nicht von einem Roboter ersetzt wird.

Was bewegt dich zurzeit in deiner Arbeit am meisten?

Das lässt sich kaum beantworten, da ich mich ja ohnehin von immer neuen Themen und Motiven antreiben lasse, oft taucht aber der Tod bzw. dessen Symbolik auf. Als wohl größte Grenze für den Menschen auch nicht verwunderlich, wenn man immer wieder mit diesem Motiv spielt. Daneben stehen noch die mythologischen oder religiös geprägten Motive, die sich trotz aller Technisierung weiterhin wie eine archaische Menschheitsnische erhalten und teils ja sogar stärker die Gesellschaften prägen als manch andere Dinge, insbesondere aufklärerische Gedanken. Das finde ich immer wieder spannend.

Sind dir Reaktionen auf deine Kunst wichtig? Und wie gehst du damit um?

Nachdem ich ja die längste Zeit in der Öffentlichkeit gemalt habe, bin ich es auf alle Fälle gewohnt, Reaktionen zu erhalten, über positive freut man sich, negative lernt man irgendwann zu ignorieren. Und letztendlich kommt es ja vor allem auf den Sender an. Würde Martin Kippenberger meine Bilder negativ kommentieren, träfe mich das sicherlich härter, als wenn mein Cousin die Nase rümpft.

Welchen Stellenwert hat Kunst in deinem Leben?

Kunst hält mich sicherlich am Leben oder vielmehr die damit verbundene Neugier auf alles und jedes bei gleichzeitig stärkerer Abwendung von rein materiellen Dingen. Kunst muss in diesem Sinne auch nicht nur im künstlerischen Schaffensprozess stattfinden, sondern kann in der grundsätzlichen Haltung dem Leben, den Mitmenschen etc. gegenüber passieren, somit ständig. Womit wir dann bei Beuys' Ansatz vom Künstler wären.

Was tust du, wenn du keine Kunst machst?

Das könnte dann fast wie ein Eintrag in einem Poesiealbum klingen, aber ich koche gerne, begeistere mich für Gartengestaltung oder bin einfach nur zu Fuß in der Natur unterwegs. Ach ja, und Bücher lese ich auch noch ziemlich viele.

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