Was bedeutet Kunst für dich?
Kunst ist lebensnotwendig, Kunst kann trösten, aufmuntern, zum Denken anregen. Für mich persönlich ist meine Kunst das, was mich täglich antreibt, was mich glücklich macht.
Auf deiner Website schreibst du: Ich konnte mich noch nie entscheiden, ob ich lieber malen, zeichnen, formen oder nähen will. Deshalb mache ich jetzt alles gleichzeitig. Womit hast du denn angefangen?
Ich habe als Kind gezeichnet, gemalt, Bücher gestaltet, Kalender gebastelt, getöpfert. Das waren Tätigkeiten, in denen ich versinken konnte. Für Stunden, Tage. Leider ging meine berufliche Ausbildung erst mal in eine ganz andere Richtung, in meinem Alltag als Buchhändlerin hatte ich nur sehr begrenzt Zeit, mich kreativ auszuleben, und habe an jedem freien Tag die Wohnung in Chaos gestürzt, weil ich so viel Kreatives wie möglich in der knappen Zeit schaffen wollte. Um nicht völlig den Überblick zu verlieren, habe ich mich dann auf kleine Bilder und Comics konzentriert.
Und wie hat sich deine Kunst entwickelt ?
Nachdem meine erste Tochter geboren war, hatte ich, natürlich, wieder sehr wenig Zeit für die Kunst, habe aber angefangen, größere Bilder zu malen und mit Pappmaché zu experimentieren. Einmal, weil man kleine Kinder in diese Arbeit einbinden kann, Matschen macht ja Spaß, und dann einfach aus Geldmangel, da ich mir keinen Ton und Brenngebühren leisten konnte. Die komischen Figuren, die mit Pappmaché entstanden, habe ich dann auch gemalt. So fing das an.
Bei ARTvergnuegen bietest du Acrylmalereien an. Was macht dir am Malen beson-ders Spaß?
Die besten Bilder entstehen spontan. Ich sehe etwas, habe eine Idee, und setze sie sofort um. Mir macht Malen auf größeren Keilrahmen am meisten Spaß, weil ich dynamischer arbeiten kann als bei kleinen. Große Muster, breite Striche und viel Platz für eine seltsame Katze in der Ecke oder ein anderes „Extra“.
Und was nervt dich manchmal?
Mein fehlendes Können. Da ich Autodidakt bin, kann ich manches nicht so umsetzen, wie ich es im Kopf habe, da mir das Wissen und die Übung dazu fehlt. Und natürlich, dass der Tag nur 24 Stunden hat ...
Was bewegt dich,ein neues Kunstwerk zu beginnen?
Ich habe leider so viele Ideen, dass ich andauernd Neues beginnen könnte. Beim Machen des einen entstehen 5 Ideen für andere.
Hast du stetige Inspirationsquellen ?
Filme, Bücher, alte Fotos, Leute, die ich beim Einkaufen beobachte.
Was hat es mit den Katzen auf sich? Du nennst dich auch Kittiekat. Ist das die Katze in dir?
Ich mag Katzen. Seit ich nicht mehr bei meinen Eltern, Hundemenschen, lebe, habe ich Katzen. Hier auf dem Land sogar 5, irgendwie wurden es immer mehr. Katzen sind lustige, eigensinnige Tiere, die durch ihre Mimik und ihr Verhalten viele Stimmungen ausdrücken können.
Anfangs habe ich nur Katzen gemalt. Bunt, groß, mit Grinsegesichtern oder Vampir-zähnen. Daher der Name Kittiekat. Besonders passend ist der jetzt nicht mehr, da meine Kunden auf Kunstmärkten oder hier im Atelier sich aber an den Namen ge-wöhnt haben, möchte ich ihn nicht ändern.
Wo arbeitest du und wie hast du dich dort eingerichtet ?
Wir sind vor 16 Jahren von Karlsruhe über den Rhein in die Südpfalz gezogen. Die wilden Pläne, was wir alles mit dem alten Haus und der riesigen alten Scheune, die mal eine Mühle war, anstellen, wurden mit den Jahren zahmer, aber immerhin habe ich ein Atelier in der Scheune. Viel Platz, eigentlich, durch meinen ganzen Kram und meine Angewohnheit, an vielen Sachen gleichzeitig zu arbeiten, aber schon wieder zu klein.
Was brauchst du unbedingt zum Arbeiten?
Zeit. Gute Laune. Oder auch schlechte. Auf jeden Fall muss ich mich auf mein Tun konzentrieren können.
Deine Bilder haben einen feinen Humor. Magst du uns verraten, was dich zum Bild „Urlaubsgrüße aus dem Harz“ angeregt hat ?
Ein altes Foto. Eine eher missmutige Frau auf einer Bank, offensichtlich im Urlaub oder auf einem Ausflug. Lustig und genau mein Ding. Ich habe mir das eingeprägt, gemalt, der Harz kam dann so angeflogen. Ich glaube, ich war noch nie im Harz.
Gibt es etwas, das du im Betrachter erreichen oder bewegen willst ?
Die Leute sollen sich freuen. Sie sollen lachen. Ich habe in den letzten Jahren so viele Künstler kennengelernt, die sich und ihr Tun so unglaublich wichtig nehmen, denen jede Selbstironie abhanden gekommen ist. Die Welt dreht sich auch, ohne dass ich Bilder male. Wenn ich jemandem mit etwas, was mir Freude bereitet hat beim Machen, den Tag versüßen kann, dann habe ich etwas richtig gemacht. Nicht alles, was ich mache, ist lustig. Aber eine skurrile Komik ist in allem.
Wie reagieren die Menschen denn auf deine Bilder ?
Die, die meine Kunst anspricht, reagieren so, wie sie sollen. Sie lachen, freuen sich, wundern sich. Die anderen gehen weiter.
Im Gegensatz zum Betrachter lachen die Figuren in deinen Bildern ja selten. Mit Ausnahme der Katzen. Wenn du mal eine kurze psychologische Diagnose deiner Damen ausführen solltest: Wie würde diese ausfallen?
Hm. Hinter jedem Gesichtsausdruck steckt eine Geschichte. Die versuche ich einzu-fangen. Die Dame im Harz ist auf den sie fotografierenden Karl-Heinz schlecht zu sprechen, weil er beim Frühstück in der Pension mit der jungen Kellnerin geschäkert hat und sie eine Blase am kleinen Zeh quält, da Karl-Heinz immer die große Runde laufen will.
Die Damen in meinen Bildern sind sich der Absurdität des Alltags bewusst. Sie widerstehen dem aggressiven Aufruf zum Fröhlichsein durch ihre unbeeindruckten Gesichter.
Hast du einen künstlerischen Traum, den du uns verraten magst ?
Das perfekte Bild malen. Eins, mit dem ich 100% zufrieden bin. Weitermachen können, bis ich umfalle.
Was machst du, wenn du keine Kunst machst ?
Ich habe zwei Kinder und einen Garten. Frage beantwortet.