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Tôkpéou

Künstler aus Hambühren, Deutschland

„Ich wäre glücklich, wenn es keine Ungleichheit mehr gäbe“, sagt Tôkpéou. Der Künstler stammt aus Benin, lebt seit 2014 in Deutschland und stellt mit seiner Malerei und Objektkunst den eurozentristischen Blick auf Afrika infrage.

 
„Kunst ein Kommunikationsmittel für mich“

Impressionen

 

Alle Fotografien von Marcus Windus, www.marcuswindus.de

Interview

Was ist Kunst für dich?

Kunst ist eine Art zu kommunizieren. Das ist auch ein Gefühlszustand. Kunst ist ein Kommunikationsmittel durch Gestaltung.

Du hast einmal Informatik gelernt. Wie kam es, dass du das Studium zugunsten der Kunst aufgegeben hast?

Schon während des Informatikstudiums habe ich begonnen zu malen – als Amateur. Im Anschluss hat sich die Kunst stärker als die Informatik entwickelt; wobei Informatik auch Kunst ist.

Du stammst aus Benin. Wie lange lebst du nun schon in Deutschland?

Ich bin Ende 2014 nach Deutschland gekommen.

Hat dein Aufenthalt in Deutschland dich künstlerisch geprägt? Wenn ja, wie?

Das Milieu, in dem ein Künstler arbeitet, beeinflusst ihn immer. Ich würde sagen, dass ich mich in meiner künstlerischen Arbeit stärker auf geopolitische Themen konzentriere. Zuvor habe ich mehr zu kulturellen Gegebenheiten in Benin und der Region gearbeitet. Ein dominierendes Thema in meinen Arbeiten ist „France Afrique“ – Frankreichs fortwährender Einfluss auf ehemalige Kolonien. Was meinen Stil/meine Arbeitstechniken angeht, habe ich begonnen, Skulpturen und Bilder zu fusionieren. Die verschiedenen Künstler-Netzwerke wie beispielsweise der BBK Celle sind unter anderem auch Inspirationsquellen.

Dein Werk umfasst Malerei, Skulpturen und auch permanente Installationen. Welches davon steht für dich im Vordergrund?

Das finde ich schwierig zu beantworten. Ich fusioniere wie gesagt gerne verschiedene Techniken. Eine Skulptur kann in ein Bild integriert werden, so wie mehrere Skulpturen beispielsweise eine Installation ergeben können.

Deine Kunstwerke sind oft einem Thema, zum Beispiel der Emotion „Angst“ gewidmet, oder, um ein anderes Beispiel zu geben, der Begrenztheit unserer Kapazitäten als Mensch. Wie arbeitest du, um dich einem Thema künstlerisch zu nähern?

Mein Artist Statement [siehe unterhalb dieses Interviews] ist zentral – ich stelle den eurozentristischen Blick auf Afrika in Frage – woraus sich verschiedene Unterthemen entwickeln. Anschließend recherchiere ich zu dem jeweiligen Thema, per Internet, aber auch durch Beobachtung von Verhaltensweisen oder durch Nachfragen.

Ist es dir wichtig, dass deine Kunst als Sprache fungiert – also dass Menschen sie auch „lesen“ können?

Wie gesagt ist Kunst ein Kommunikationsmittel für mich und ich möchte meine Messages deutlich machen. Gleichzeitig wünsche ich mir auch, dass jeder sich in meiner Kunst wiederfindet, im dem Sinne, dass es viele Interpretationen geben kann.

Wie reagieren die Menschen auf deine Kunst?

Unterschiedlich. Manche sind begeistert, manche haben Mühe, sich auf meine Kunst einzulassen und sie verstehen zu wollen. Ich kann mir vorstellen, dass beide Seiten von der Andersartigkeit meiner Kunst, vor allem technisch, stellenweise auch thematisch, ausgehen.

In deiner Kunst verbindest du Modernes mit Elementen aus deiner persönlichen Tradition und Kultur. Kannst du uns ein Beispiel geben, wie du solch eine Verbindung entstehen lässt?

Beispielsweise gestalte ich Masken aus Aluminium-Kochtöpfen. Diese wurden in der Vergangenheit und stellenweise bis heute in Westafrika zum Kochen verwendet. Aluminium ist jedoch gesundheitsgefährdend/krebserregend. Abgesehen von einer spezifischen Botschaft, die ich mit jeder Maske mitteilen möchte, möchte ich für die gesundheitsschädigende Wirkung sensibilisieren.

Erzähle uns bitte mehr über deine Materialien, die du verwendest.

Ich verwende das Holz des Guavenbaums für Skulpturen; ein hartes und langlebiges Holz. Ich verwende auch Pigmente auf Jeanshosen und Leinwänden, Kupferfäden und andere Materialien wie beispielsweise Ringe, Küchenutensilien und, wie meine Skulpturen erraten lassen, alte Holzstühle.

In welcher Umgebung kannst du am besten kreativ sein?

Ich weiß nicht … schwierig, da sich die Umgebung auch immer unterschiedlich zeigt.

Was brauchst du dafür?

Grundsätzlich liebe ich Räume, die hell sind und viel Platz haben. Ich habe ein Atelier in Norddeutschland und ein Atelier in Benin, aber eigentlich kann ich überall arbeiten, wo ich mich gerade aufhalte.

Ist deine Kunst auch politisch?

Ja, auf jeden Fall. Unser Leben ist politisch. Letztendlich hängt es davon ab, aus welcher Perspektive wir es betrachten. Ein wiederkehrendes Thema in meinen Werken ist Ungleichheit, auf die ich hinweisen möchte. Das ist politisch.

Bitte gib uns ein Beispiel für ein politisches Kunstwerk.

Die Maske „Die Ameisen haben auch Augen“. Sie handelt von Ungleichheit zwischen Völkern, wobei das „Ameisenvolk“ die Ungleichheit zwar wahrnimmt, sie jedoch erträgt, ohne etwas zu sagen.

Was wäre das Schönste, was Du mit deiner Kunst erreichen kannst?

Diese Frage stelle ich mir schon seit Langem … und ich frage mich, ob sie sich nur auf die Kunst bezieht? Ich glaube, dass ich glücklich wäre, wenn es keine Ungleichheit mehr gäbe.

Was machst du, wenn du keine Kunst machst?

Ich glaube, dass ich immer Kunst mache;-) Vielleicht bedeutet die Frage, was ich mache, wenn ich nicht arbeite. Ich lebe, wie jeder andere lebt, und ich beobachte das Leben. Darüber hinaus habe ich eine kleine Familie.

Hast du schon neue Projekte, von denen du uns erzählen magst?

Aktuell koordiniere ich eine Ausstellung im Historischen Museum in Porto-Novo, der Hauptstadt von Benin. Und wenn der Wind aus der richtigen Richtung weht, werde ich 2017/2018 in Südengland leben und arbeiten.

Noch zwei allgemeinere Fragen. Du kennst Afrika und Europa – was sollten die Afrikaner im Umgang mit Europa lernen? Und umgekehrt: Was sollten die Europäer im Umgang mit Afrika lernen?

Interessant, dass du zuerst fragst, was die Afrikaner im Umgang mit Europa lernen sollten … Unabhängig davon, ob es sich um den afrikanischen oder den europäischen Kontinent handelt, sie sollten „Wasser in ihren Wein gießen“. Mit diesem Sprichwort möchte ich für mehr Gerechtigkeit auf der Welt plädieren.

Das Artist Statement von Tôkpéou:

Der afrikanische Kontinent hat zu viele Ungerechtigkeiten erlebt wie beispielsweise das Phänomen des Brain Drain. Es ist eine beunruhigende Feststellung, dass das Erbe auf die anderen Kontinente verteilt wurde. Der Blick auf Afrika ist zudem stark durch die Medien geprägt.

Mit meinen zeitgenössischen Werken, die durch integrierte Objekte in Werte der Ahnen gebettet und oftmals sehr intim sind, möchte ich verwundern, schockieren und damit den euro-zentristischen Blick auf Afrika in Frage stellen. Wenn ein Objekt mich anspricht, ist es für mich aus unseren eigenen Lebensreservoiren geschöpft. Daher zeugt also die Zusammenstellung von Objekten in meinen Werken als Zeugen anderer Formen

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